Journal

Grünes Berlin: Die Geheimnisse des Tiergartens

In den Weiten des Berliner Tiergartens verstecken sich unzählige Geheimnisse. In den letzten 500 Jahren haben Kaiser, Regierungen und Weltgeschehen den Park geprägt und ihre Spuren hinterlassen. Darüber hinaus bietet Berlins zweitgrößter Park viel Gelegenheit zur Entspannung im Grünen.

Berlins grüne Lungen

Berlin ist eine der abwechslungsreichsten Metropolen Europas. Das beweisen unter anderem die vielen Millionen Besucher, die Jahr für Jahr in die Stadt strömen. Was die meisten jedoch nicht wissen: Berlin ist nicht nur eine der vielseitigsten, sondern auch mit Abstand die grünste Hauptstadt Europas. Eine halbe Millionen Bäume, zahlreiche große Parks und öffentliche Gärten leisten hierzu einen Beitrag.

Das grüne Berlin ist ein Qualitätsmerkmal, das Besucher bestaunen und die Bewohner der Stadt nicht mehr missen möchten. Die Ursprünge dieser Lebenskultur gehen auf den Entschluss Friedrich des Großen von 1742 zurück, die Zäune des großen Tiergartens einzureißen und den Berlinern mehr Raum zum Spazierengehen und Ausruhen zu geben.

Durch die jahrzehntelange Tätigkeit in professioneller Grün- und Landschaftspflege besitzen wir bei RUWE eine große Leidenschaft für die Grünanlagen Berlins. In der Journal-Serie „Grünes Berlin“ werfen wir daher einen Blick auf die Parks und Gärten unserer Hauptstadt. Folgen Sie unseren Spuren, erfahren Sie Interessantes über die grünen Lungen Berlins und finden Sie heraus, wo sich die besten Plätze verstecken.

500 Jahre Tiergarten: Ein Park und seine Geschichte

Den Beginn in unserer Serie „Grünes Berlin“ soll der bereits erwähnte Tiergarten machen. Mit 210 Hektar ist dieser nach dem ehemaligen Flugfeld Tempelhof Berlins größter Park. Trotz des Namens begegnen Besucher im Tiergarten jedoch schon lange keinen Tieren mehr. Der Name geht auf eine der ursprünglichen Nutzungen des Tiergarten als geschütztes Jagdgebiet für den Brandenburgischen Adel zurück.

Auch nach Friedrich dem Großen durchlebte der Tiergarten über die Jahrhunderte hinweg weitreichende Veränderungen. Wechselnde Regentschaften trieben den Ausbau hin zu einem sogenannten Lustgarten, also einem Park, der dem Vergnügen und der Erholung der Menschen dienen sollte. Ein jähes Ende fand diese Entwicklung mit der großflächigen Zerstörung Berlins im zweiten Weltkrieg, dem auch der Tiergarten zum Opfer fiel. In der Nachkriegszeit fanden die freien Flächen des Tiergartens eher als Kartoffelacker Verwendung denn als Erholungsgebiet im Herzen der Stadt. Nur langsam wurden die freien Flächen wieder begrünt und verwandelten sich zum blühenden Herzen Berlins.

Heute ist der Tiergarten als nahgelegenes Ausflugsziel im Herzen Berlins bekannt und beliebt. Die verschlungenen Wege zwischen Bäumen, Wiesen und Teichen laden zu Spaziergängen ein und die Liegeflächen zum gemütlichen Picknick. Die sich durch den Tiergarten erstreckende Straße des 17. Juni wird in den Sommermonaten nicht selten Schauplatz von Großveranstaltungen, die tausende Besucher anlocken. Zu diesen Events zählen bspw. Sportveranstaltungen, Umzüge oder Public-Viewings von Fußball-Welt- und Europameisterschaften.

Vielfalt des Tiergartens: Tipps und Geheimnisse

Neben viel Grün wartet der Große Tiergarten noch mit einigen weiteren Sehenswürdigkeiten auf. Manche davon sind weltberühmt und leicht zu entdecken – wie die Siegessäule auf dem großen Stern – andere verstecken sich in den Weiten des Parks. Bei der Menge an Plätzen, Gärten und Denkmälern verliert man schnell den Überblick. Aus diesem Grund haben wir für unsere Leser einige besondere Orte im Park ausfindig gemacht und das Wichtigste in wenigen Worten zusammengefasst.

„Luiseninsel at the Tiergarten“ von Thomas Cloerist

CC BY 2.0, (Sättigung und Ausschnitt angepasst)

 

Luiseninsel: malerischer Schmuckgarten zu Ehren der Königin Luise

Am südlichen Ende des Tiergartens befindet sich diese gerade einmal 120 Meter lange künstlich aufgeschüttete Insel, die bequem über Fußgängerbrücken zu begehen ist. Sie trägt den Namen der 1810 verstorbenen Königin Luise von Preußen. In den 1980er Jahren wurde die Gartenlandschaft gemäß ursprünglichen Plänen rekonstruiert und erblüht heute in altem Glanz. Auch das aufwendig restaurierte Marmorstandbild der Königin Luise steht seit 2013 wieder am alten Platz auf der kleinen Insel. Luiseninsel auf Google Maps

„Teehaus“ (flickr.com) von spinhall

CC BY 2.0, (Sättigung und Ausschnitt angepasst)

 

Englischer Garten: Garten nach britischer Landschaftskunst mit Teehaus

Nördlich der Siegessäule lädt der Englische Garten zum Flanieren ein. Dieser besondere Teilabschnitts des Tiergartens ist – wie dem Namen bereits zu entnehmen – nach dem Vorbild britischer Gartenkunst gestaltet. Im Herzen des Englischen Gartens steht das Teehaus, ein charmanter Bau, der von weitem an seinem Reetdach zu erkennen ist. Das Restaurant ist ganzjährig geöffnet und der Biergarten lädt im Sommer zu erfrischenden Getränken im Schatten der Bäume ein. Ein toller Tipp für Pausen auf der Tiergarten-Tour. Englischer Garten auf Google Maps

„Cafe am neuen see“ (flickr.com) von Oh-Berlin.com

CC BY 2.0, (Sättigung und Ausschnitt angepasst)

 

Neuer See: Bootsverleih und Biergarten

Nicht gerade ein Geheimtipp, aber einer der ältesten und bekanntesten Biergärten Berlins liegt am Neuen See am südwestlichen Ende des Tiergartens. Im Sommer findet man hier ein durchmischtes Publikum vor, das seine kühlen Getränke bei gutem Wetter genießt und vielleicht sogar eine kleine Bootstour vom nahegelegenen Bootsverleih aus startet. Neuer See auf Google Maps

„Fountain in the Rosengarten“ (wikimedia.org) von Manfred Brückels

CC BY-SA 3.0, (Sättigung und Ausschnitt angepasst)

 

Rosengarten: Blumengarten mit historischem Vorbild

Genau in der Mitte des weiten Tiergartens verbirgt sich ein kleiner aber prächtiger Rosengarten mit 1000 Rosenpflanzen. Ursprünglich bereits 1909 angelegt, wurde er nach langem „Dornröschenschlaf“ 2005 grundlegend restauriert und ist heute so schön wie eh und je. Neben den prächtigen Rosensträuchern fällt Besuchern des Gartens die in einem Bogen verlaufende Pergola ins Auge sowie die eindrucksvollen Hirschstatuen, die sich vereinzelnd auf flachen Steinquadern ausruhen. Rosengarten auf Google Maps

„Berlin Tiergarten Komponistendenkmal“ (wikimedia.org) von Manfred Brückels

CC BY-SA 3.0, (Sättigung und Ausschnitt angepasst)

 

Venusbassin: Wasserbecken am Fuße des Musiker-Denkmals

Wie beinahe alles im Berliner Tiergarten ist auch das Venusbassin Teil einer wechselhaften Geschichte. Der Name leitet sich von jener Venusstatue ab, die ursprünglich am Ufer des quadratisch angelegten Bassins stand. Auf Wunsch Kaiser Wilhelm II. jedoch wurde ein Denkmal zu Ehren Haydns, Beethovens und Mozarts angefertigt und an Stelle der Venus gesetzt. Das Denkmal ziert die Bildnisse der drei berühmten Komponisten, über denen ein vergoldetes Kuppeldach thront. Auffällig ist der Stilmix des Denkmals aus Elementen des Barocks bis zum damalig zeitgenössischen Jugendstil. Venusbassin auf Google Maps

„Steppengarten Berlin“ (flickr.com) von Jan Tietje

CC BY 2.0, (Sättigung und Ausschnitt angepasst)

 

Steppengarten: aufregend bunte Pflanzenvielfalt

Gleich an der östlichen Flanke des Venusbassins liegt der bereits in den 1950er Jahren angelegte Steppengarten. Wie in einer Steppe finden Besucher in diesem Garten die verschiedensten Vegetationsformen vor – vorrangig Moosarten, Sträucher und Gräser. Ein buntes Pflanzenmeer als offener Garten in dem landschaftlich sonst sehr streng strukturierten Tiergarten. Steppengarten auf Google Maps

„Berlin Großer Tiergarten Amazone“ (Public Domain) by Andreas Praefcke

 

Floraplatz: 100-jährige reitende Amazone

Wiederum westlich vom Venusbassin passieren Besucher den Floraplatz. Auch hier musste eine mythologische Göttin (Flora) schon vor über hundert Jahren den Platz im Zentrum räumen. Seitdem thront inmitten eines Blumenbeetes eine Amazone zu Pferd. Floraplatz auf Google Maps

„Berlin, Tiergarten, Tritonbrunnen auf dem Großfrüstenplatz“ (wikimedia.org) von Beek100

CC BY-SA 3.0, (Sättigung und Ausschnitt angepasst)

 

Großfürstenplatz: Die vier großen deutschen Ströme

Östlich des großen Zeltenplatzes, am Ufer der Spree, versteckt sich der Großfürstenplatz. Dieser wartet gleich mit fünf prächtigen Statuen auf. Stellvertretend für die vier großen deutschen Ströme (Rhein, Elbe, Oder und Weichsel) stehen im Halbrund ihre vier Verkörperungen in menschlicher Gestalt. Zentral ausgerichtet blicken die Statuen auf den knienden Meeresgott Triton inmitten eines Marmorbrunnens. In seinen Händen hält er einen großen Fisch, aus dessen Maul sich die Brunnenfontäne ergießt. Großfürstenplatz auf Google Maps

„southeast corner, Tiergarten, Berlin“ (flickr.com) von Mike B in Colorado (Public Domain)

 

Großer Hain: Lichtblick im ehemaligen Grenzbereich

In direkter Nachbarschaft zum Brandenburger Tor liegt diese große Wiesenfläche, die ihre Ursprünge ebenfalls schon im 19. Jahrhundert hat. Aufgrund der unmittelbaren Lage am ehemaligen Grenzgebiet war der Große Hain jahrzehntelang verwaist, was sich durch die Belebung um Regierungsviertel und Pariser Platz aber bald änderte. Viele Berliner und Besucher erfreuen sich an der Wiesenfläche, die in den letzten Jahren durch Aussäen verschiedener Gräser und Rasensorten bereichert wurde. Großer Hain auf Google Maps

Das war unsere Tour durch den Berliner Tiergarten. Wir wünschen unseren Lesern viel Spaß beim Erkunden auf eigene Faust. Wenn Ihnen unser kleines Porträt des Tiergartens gefallen hat, freuen Sie sich auf baldige weitere Tipps zur Berliner Parklandschaft.