Journal
Grünes Berlin: Märchen und Historie im Volkspark Friedrichshain
Der Friedrichshain ist nicht nur ein prächtiges, grünes Ausflugsziel für gestresste Großstädter. Überall lässt sich im Volkspark die spannende und schicksalhafte Geschichte Berlins, Deutschlands und Europas entdecken und erforschen.
Berlins grüne Lungen
Berlin ist eine der abwechslungsreichsten Metropolen Europas. Das beweisen unter anderem die vielen Millionen Besucher, die Jahr für Jahr in die Stadt strömen. Was die meisten jedoch nicht wissen: Berlin ist nicht nur eine der vielseitigsten, sondern auch mit Abstand die grünste Hauptstadt Europas. Eine halbe Millionen Bäume, zahlreiche große Parks und öffentliche Gärten leisten hierzu ihren Beitrag. In diesem Journal-Beitrag soll es um den Volkspark Friedrichshain gehen. Eine wahre Freizeitoase mit reichhaltigem Angebot für Jung und Alt.
Durch die jahrzehntelange Tätigkeit in professioneller Grün- und Landschaftspflege besitzen wir bei RUWE eine große Leidenschaft für die Grünanlagen Berlins. In der Journal-Serie „Grünes Berlin“ werfen wir daher einen Blick auf die Parks und Gärten unserer Hauptstadt. Folgen Sie unseren Spuren, erfahren Sie Interessantes über die grünen Lungen Berlins und finden Sie heraus, wo sich die besten Plätze verstecken.
„Rinn jeht's in Volkspark“ (flickr.com) von Robert Agthe. Auf Entdeckungstour im Volkspark Friedrichshain.
CC 2.0, (Ausschnitt angepasst)

Der Friedrichshain – Der erste Berliner Park für das Volk
Zum 100. Jahrestag der Thronbesteigung Friedrich des Großen, im Mai 1840, beschloss die damalige Stadtverwaltung eine große Grünfläche im Osten der Stadt anzulegen und sie nach dem berühmten Preußenkönig zu benennen.
Die Arbeiten am Friedrichshain dauerten zwei Jahre und mit der Fertigstellung ging ein blutiger, bürgerlicher Aufstand gegen den Adel einher. Der als Märzrevolution bekanntgewordenen Auseinandersetzung zwischen Militär und Bevölkerung fielen am 18. und 19. März 1848 insgesamt 255 Menschen zum Opfer, die auf einem speziell angelegten Ehrenfriedhof auf dem Parkgelände bestattet wurden.
„Friedhof der Märzgefallenen“ (Wikimedia) von Achim Raschka. Im Gedenken an die Gefallenen der Märzrevolution.
CC-BY 3.0, (Ausschnitt angepasst)

Friedhof der Märzgefallenen – Ein Mahnmal gegen Tyrannei und für Demokratie
Die Geburt des Volksparks Friedrichshain geht also einher mit einem Blutbad, ausgeführt vom kaiserlichen Militär gegen die eigene Bevölkerung. Doch gleichsam erinnert der Friedhof an ein mutiges Aufbegehren gegen die Obrigkeit im Namen des demokratisch-freiheitlichen Gedankens.
Um an den Aufstand zu erinnern, wurden im Laufe der letzten gut 70 Jahre Grab- und Gedenksteine, die Statue des roten Matrosen, Informationstafeln und ein 30 Meter langer Seecontainer installiert. Letzterer dient als Ausstellungspavillon und Informationsbüro zur Märzrevolution.
„Denkmal König Friedrich II.“ (Wikimedia) von Manfred Brückels. Ein Denkmal für den Namenspaten von Friedrichshain.
CC-BY 3.0, (Ausschnitt angepasst)

Denkmal für Friedrich II. – Nachgefertigte Bronzestatue des Preußenkönigs
Der ursprüngliche Bronzeguss einer Büste von Friedrich II. war nach Ende des Zweiten Weltkrieges spurlos verschwunden. Die allgemeine Vermutung liegt nahe, dass Diebe das Edelmetall versetzten. Ein Nachguss wurde im Jahr 2000 auf der originalen Rundsäule wieder aufgestellt.
„Volkspark Friedrichshain“ (flickr.com) von Robert Agthe. Befestigte Wege zum Laufen, Radfahren oder Skaten.
CC 2.0, (Ausschnitt angepasst)

Das neue Hippodrom – Ein befestigter Parcours zum Laufen, Radfahren, Skaten
Ursprünglich war eine befestigte ovale Fläche von 100 Meter Breite und 250 Meter Länge geplant, die als Spielplatz dienen sollte. Doch in der Nachkriegszeit veränderten sich die Ansprüche an die Gestaltung des Volksparks und statt der Freifläche wurde ein insgesamt 820 Meter langer, befestigter Parcours installiert. Dieser führt heute unter anderem am Beachvolleyball-Platz, einem Kletterfelsen oder der Freiluftbühne vorbei.
Finnpfad und Hochbeet-Garten
Am nord-westlichen Ende des Parks finden Besucher den sogenannten Finnpfad nahe der Danziger Straße. Diese Strecke ist besonders bei Joggern beliebt. An der durch den Park führenden Virchowstraße liegt eine Hundewiese sowie der „Duft- und Behindertengarten“. Ein Kräuter- und Blumengarten mit tischhohen Beeten, der Rollstuhlfahrern das Befühlen der verschiedenen Pflanzen ermöglicht. Ebenso sind große Teile der Pflanzenwelt mit Blindenschrift-Tafeln versehen.
„Gesprengter Bunker im August 1949“ (Bundesarchiv) von Otto Donath. Mit Bunkertrümmern wurde der „Mont Klamott“ errichtet.
CC-BY 3.0, (Ausschnitt angepasst)

Bunkerberge – Überreste riesiger Bunker formen den sogenannten „Mont Klamott“
Inmitten des Parks erheben sich ein knapp 50 und 80 Meter hoher Hügel über die Parklandschaft. Tatsächlich verbergen sich unter diesen, heute dicht bewachsenen Hügeln, Trümmer aus dem Zweiten Weltkrieg.
1941 wurden im Friedrichshain zwei gewaltige Bunker zum Schutz der Bevölkerung errichtet. Nach dem Krieg jedoch wurden diese, zusammen mit anderen Trümmern zerstörter Gebäude, gesprengt und mit Erde überschüttet. Berühmt wurden die Trümmerberge durch ihren Auftritt im 1973 erschienenen DEFA-Spielfilm „Die Legende von Paul und Paula“ und als Namenspate des 1983 erschienenen Album „Mont Klamott“ der Band Silly.
Großer Bunkerberg auf Google Maps.
Denkmal der Spanienkämpfer – Gedenkstätte für die Interbrigadisten im Spanischen Bürgerkrieg
Zwischen 1936 und 1939 herrschte in Spanien ein blutiger Bürgerkrieg, ausgelöst durch die rechtsgerichteten Putschisten unter General Francisco Franco und unterstützt unter anderem durch Faschisten aus Italien und dem Deutschen Reich. Linksorientierte Kräfte aus Europa und anderen Teilen der Welt unterstützten den Kampf gegen die spanischen Nationalisten.
In den sogenannten Internationalen Brigaden kämpften auch 5000 Deutsche, von denen 3000 ums Leben kamen. Für diese gefallenen Spanienkämpfer wurde von 1966–68 nach den Entwürfen Fritz Cremers ein Denkmal errichtet.
Am idyllischen Schwanenteich finden Besucher auch ein Restaurant.

Schwanenteich mit Restaurant – Zum Einkehren und Genießen
Zu Rast und Ausflügen lädt auch der Schwanenteich mit Wasserfontäne ein. An seinem Ufer finden Parkbesucher das Lokal „Schoenbrunn“.
„Märchenbrunnen“ (flickr.com) von Sven Hartwigsen. Italienisches Flair in Friedrichshain.
CC 2.0, (Ausschnitt angepasst)

Märchenbrunnen am Friedrichshain – Traumhafte Kulisse zum Verweilen und Spielen
Das bekannteste und wohl auch prächtigste Kunstwerk im Volkspark Friedrichshain ist der Märchenbrunnen von Ludwig Hoffmann. Im Stil italienischer Wassertheater wurde der Brunnen zwischen 1902 und 1913 erbaut und als Geschenk an die von Krankheit bedrohten Kinderarbeiter errichtet. Innerhalb des Märchenbrunnens finden Besucher allen Alters zahlreiche tierische Steinfiguren: Frösche, Hirsche, Hunde, Wildschweine und Schildkröten. Aber auch märchenhafte Figuren wie Aschenputtel, Dornröschen, Hans im Glück, Schneewittchen oder Rotkäppchen fehlen keineswegs.
Märchenbrunnen auf Google Maps.
Wir hoffen, dass Ihnen unsere kleine Tour durch den Volkspark am Friedrichshain gefallen hat und wünschen viel Spaß beim Erkunden auf eigene Faust. Freuen Sie sich schon auf baldige weitere Tipps zur Berliner Parklandschaft.