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Vom Führen und Fegen: Unsere Einsatzleiter
Wer Einsatzleiter hört, denkt an Feuerwehr, Polizei oder an Sicherheitsunternehmen. Doch auch unsere komplexen Reinigungseinsätze funktionieren nur so reibungslos, weil unser Führungspersonal stets den Überblick behält. Um Ihnen einen Einblick zu verschaffen, hat ein Redakteur unserem Team für eine Nacht über die Schultern geschaut:
Auch Nachtarbeit gehört für Betriebshofleiter Thomas Reiter in Ausnahmefällen dazu – zum Beispiel hier in Werder an der Havel.

Manchmal muss es Nachts sein
Als ich nachts um 00:30 Uhr vom Bahnhof Werder Richtung Baumblütenfest laufe, kommen mir noch vereinzelt Betrunkene entgegen. Weder für mich, noch für die RUWE-Mannschaft ist Nachtarbeit die Regel. Trotzdem bin ich gespannt, wie die Profis hier für Ordnung sorgen werden. Es ist kühl und riecht nach Regen. Mich interessieren jedoch weniger die Schnapsleichen des Vortages, sondern vielmehr die zertretenen Weinflaschen, Pommesschalen und Kippenstummel, die die Straße wie Herbstlaub übersäen. Ich möchte wissen, wie diese Müllberge innerhalb eine Nacht verschwinden und begleite deshalb heute die Kolleginnen und Kollegen während der Aufräumarbeiten in dem historischen Havelstädtchen.
Welche Werkzeuge werden in welcher Stückzahl gebraucht? Auch Materialplanung ist Teil des Jobs.

Vom Führen und Fegen
Thomas Reiter, der eigentlich für die Leitung des Betriebshofs Süd-West verantwortlich ist, spricht deutlich und bestimmt, während er zwischen den Mitarbeitern hin- und hergeht und Anweisungen gibt. Heute leitet er den Einsatz in Werder für RUWE. Motoren dröhnen, als die großen Maschinen gestartet werden. Nicht alle Mitarbeiter sprechen Deutsch als Muttersprache – verstehen soll ihn trotzdem jeder. Es ist der erste Abend des 140. Baumblütenfests in Werder. Der Parkplatz, auf dem sich die RUWE-Mannschaft trifft, dient als Dreh- und Angelpunkt für die Reinigungsarbeiten des Großevents. Hier warten die Kollegen gerade auf den Startschuss. Schweres Gerät und Pressen stehen für die anfallenden Müllmassen bereit. Konzentriert schaut Reiter auf seinen Plan und instruiert seine Mitarbeiter für die kommende Nacht.
Viele der Mitarbeiter waren schon in den Vorjahren dabei. Gut so, denn das Gelände ist schwierig.

Heimvorteil für RUWE
Viele Mitarbeiter waren schon in den Vorjahren dabei und sind mit dem Gelände vertraut. Ein großer Vorteil, denn die historischen Straßen sind weit verzweigt und unübersichtlich. Leicht könnte eine Gasse übersehen werden und vermüllt zurückbleiben. Um den Überblick zu behalten, wird Reiter die ganze Nacht durch die alten Straßen patrouillieren und den Einsatz koordinieren. „Das ist bei uns natürlich eine der wichtigsten Aufgaben. Also die Teams in ihren Bereichen auch wirklich zu kontrollieren“, so Reiter. Dennoch, auf sein Team ist er stolz: „Das sind alles gute Mitarbeiter. Das kann man nicht anders sagen.“ Mitarbeiterführung habe er beim Bund gelernt, erklärt er mir später. So unterschiedlich wären die Aufgaben nicht. Wer dafür ausgebildet ist, im Gefecht den Überblick zu haben, wird auch mit Müll fertig.
Während des Einsatzes patrouilliert Thomas Reiter im Geländewagen durch die engen Gassen.

Auf Patrouille
Die orangenen Warnlichter der Einsatzfahrzeuge werfen lange Schatten, während das Werkzeug verteilt wird. Nach und nach rollen die Teams mit ihren Fahrzeugen in Richtung Müll. Auch Thomas Reiter steigt in seinen orangenen Dacia Duster – sein Arbeitsplatz für heute Nacht. Unter dem RUWE-Schriftzug steht „Einsatzleitung“. Als wir durch die historischen Straßen von Werder fahren, wird die riesige Müllmenge ersichtlich. Nicht nur rund um die dafür vorgesehen Tonnen liegt Abfall. Auch auf den Straßen, in den Bepflanzungen, vor den Bühnen, auf dem Rummelplatz und entlang der Uferböschung liegen Essensverpackungen, leere Weinflaschen und Plastikbecher. Wie bis morgen alles wieder sauber werden soll, ist mir noch nicht klar.
Hier am Plantagenplatz kommt es auch mal zu Konflikten mit angetrunkenen Partygängern. Hier hilft nur ein kühler Kopf.

Deeskalation gehört zum Job
Erster Stopp. Wir halten auf dem Plantagenplatz vor dem Café Colonial. Hier geht die Party auch dann noch weiter, wenn auf den Straßen längst wieder Ruhe eingekehrt ist. „In dem Bereich hier hast du Leute, die zum Teil zu viel getrunken haben und unseren Leuten auch anfeindend gegenüberstehen. Da müssen Mitarbeiter sensibilisiert sein, dass sie auf Provokationen gar nicht eingehen. Nichtsdestotrotz haben wir hier und da mal – zum Glück nur verbale – Zusammenstöße, aber es lässt sich hier einfach auch nicht vermeiden“, erklärt Reiter. Trotz der lauten Bässe, die aus dem Café dröhnen und den Partygästen, die davor rauchen, bleibt es heute Nacht friedlich. Wir fahren weiter.
Thomas Reiters Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Mannschaft und Maschinen da sind, wo sie gebraucht werden.

Strategisches Denken ist elementar
Bei einem Großeinsatz wie diesem sind Koordination und Strategie das A und O. „Den Überblick behalten“, nennt Reiter das. Je öfter wir durch die Straßen fahren, desto weniger Müll ist zu sehen. Oft steigt Reiter aus, bespricht sich mit den Kollegen und instruiert die Fahrer der großen Kehrsauger. Einmal wird er etwas lauter, als die Kollegen den Abfall zwar am Straßenrand zusammenpusten, aber weit und breit keine der schweren Maschinen in Sicht ist, um den Müll aufzunehmen. Später erklärt er: „Hier hat der Kollege Schritt A und C erledigt aber B vergessen. Das kommt vor.“ Ein Anruf und fünf Minuten später sind die orangenen Warnlichter des großen Unimogs am Ende der Straße zu sehen. Reiter gestikuliert, während er einige Worte mit dem Fahrer wechselt. Dann nickt er und steigt zufrieden wieder in seinen Wagen.
So sieht der Rummelplatz aus, nachdem die RUWE-Truppe hier fertig ist.

Teamwork wird groß geschrieben
Gerade die Fahrer der großen Reinigungsmaschinen sind Profis, schon lange im Unternehmen und wissen genau, was zu tun ist. „Das sind meine Mitarbeiter. Die kennen sich aus. So eine Maschine kostet mehrere hunderttausend Euro, da lasse ich niemanden ran, dem ich nicht vertraue“, sagt er, als er wieder hinter dem Steuer sitzt. Als wir weiter durch die Straßen von Werder rollen, wird es so langsam hell – auch wenn die Sonne sich heute wahrscheinlich nicht mehr zeigen wird.
Nachdem der Rummel wieder sauber ist, weist Reiter den Unimogs neue Straßenzüge zu.

Übersicht und Kommunikationstalent
Nicht nur Übersicht und Organisationstalent sind wichtig. Auch Menschenkenntnis und die Fähigkeit komplexe Sachverhalte einfach zu beschreiben, sind elementar. „Bei so vielen unterschiedlichen Mitarbeitern – eigenen und von Fremdfirmen – ist keine Zeit für komplizierte Erklärungen. Es muss einfach laufen“, sagt Reiter. Darum hat er auch für jeden ein paar Worte übrig – je nach Mitarbeiter auf Deutsch, Polnisch oder Türkisch. „Klar ist das nicht immer die schönste Arbeit, dass wissen auch die Mitarbeiter hier, aber ehrlich, das ist es.“ Außerdem wäre eine Veranstaltung wie das Baumblütenfest in Werder gar nicht möglich, wenn sich Männer wie Thomas Reiter und Kollegen nicht jede Nacht gegen den Dreck stellen würden. Respekt dafür!
Nach der Reinigung der Festwiese werden Fahrzeuge gereinigt und Stunden erfasst. Dann heißt es Feierabend für die RUWE-Truppe.

Ein letzter Kraftakt
„Am Ende ziehen wir dann alle Teams zusammen, nachdem die mit ihren Teilgebieten fertig sind, um hier gebündelt gegen die Müllmassen vorzugehen“, so Reiter. Die Reinigung der großen Festwiese vor der Hauptbühne ist der letzte gemeinsame Kraftakt für diese Nacht. „Müde sind hier alle, aber die Kollegen wissen auch, dass der Feierabend greifbar ist.“ Noch für eine Stunde arbeiten die Kräfte konzentriert. Schließlich ist auch der Bereich vor der Hauptbühne vom Unrat befreit. Thomas Reiter steht mit einem Klemmbrett auf dem Parkplatz und verabschiedet die Kollegen für heute – morgen geht es weiter. Sein Resümee: „Dafür, dass ich heute Nacht noch einen Anruf vom Veranstalter wegen der Müllmenge bekommen habe, bin ich sehr zufrieden. Für die erste Nacht – und bei diesen Bedingungen – lief der Einsatz richtig rund.“
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